Tansania 2013

2010 lernte ich eine Ärztin kennen, welche in Tansania lebt und arbeitet. Sie lud meine Kollegen und mich ein, sie einmal zu besuchen. 

Das reizte mich ungemein und ich begann für diese Reise zu sparen und zu planen. 

Afrika war für mich eine ganz große Hausnummer. Ich wollte natürlich nicht alleine fliegen. 

Da mein Sohn noch sehr klein war, wollte ich ihn auch nicht so lange alleine lassen. Mein Mann sollte also bei ihm zu Hause bleiben und ich beschloss, meine Tochter (damals 14) mitzunehmen. 

Außerdem würde ein Arbeitskollege (Björn) mich begleiten. Und so begann mein erstes großes Weltabenteuer.

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Tag 1.

Erschöpft kommen wir nachts in Dar es Salam an. In einer kleinen Abfertigungshalle staut es sich. Es werden unsere Pässe eingesammelt.

Ein bisschen mulmig ist mir schon. Ohne Pass fühl ich mich ein wenig vogelfrei. Nun muss Maja auch noch zur Toilette. Hoffentlich verlieren wir uns jetzt nicht.

Nacheinander werden jetzt alle aufgerufen. Wir werden gecheckt. Fingerabdrücke, Foto machen und Visum bezahlen. Man muss schon sehr aufpassen, um seinen Namen zu verstehen, da der Beamte hinter einer Glasscheibe sitzt und kein Lautsprecher funktioniert, zudem ist es recht laut und die Namen werden sehr schlecht ausgesprochen.

Aber Erleichterung: Unsere Namen verstehen wir und wir bekommen auch unseren Pass zurück – mit schickem Stempel!

Wir holen nun noch unser Gepäck und lassen es durchleuchten, aber egal was wir drin hätten, wir wären auf jeden Fall durchgekommen. Aufmerksam schien das Personal nicht zu sein. 

Ich erwarte nun in den Flughafen einzutreten aber bin plötzlich unter freiem Himmel. Schwüle warme Luft umfängt uns in der Dunkelheit. Diese kleine Abfertigungshalle ist der Flughafen von der Hauptstadt Tansanias! (später wurde hier ein neues schickes Gebäude gebaut)

Kaum zu glauben, waren wir doch in Istanbul in einer wahren Flughafenstadt mit über 100 Gates zwischengelandet.

Jetzt haben wir nur kurz Zeit uns zu orientieren, denn schon kommen Taxifahrer auf uns zu. Wir schicken sie erst einmal alle weg. Wir müssen uns erst sammeln und uns beraten und Björn eine rauchen. Inzwischen sehe ich eine Tafel für die Taxipreise. Es gab unterschiedliche Angaben, je nachdem, ob man Einwohner war, oder Tourist. Gut zu wissen. Nun hatten wir einen Anhaltspunkt. 

Dann entschließen wir uns einen der Taxifahrer anzusprechen und Björn verhandelt den Preis. Wir werden uns erst nicht einig und tun, als ob wir gehen wollen und sagten, ein Freund hole uns dann ab. Hart beharrten wir auf den Residentpreis. Es war nicht einfach, aber es gelang halbwegs. Es findet sich einer, welcher uns für unseren Preis fahren will und lotst uns auf den Parkplatz. Dort besteigen wir ein Taxi, welches schon bessere Zeiten gesehen hatte. Eindeutig kein offizielles Taxi. Der Fahrer hat Schwierigkeiten die Spur zu halten und die Bremsen gehen auch nicht richtig. Björn ist etwas entsetzt. Ich nehme es noch gelassen, habe ich doch nichts anderes erwartet. Als der Fahrer uns während der Fahrt dann aber eröffnet, dass er das Ziel keinesfalls kennt, entgegen seinen Versicherungen zuvor, mache auch ich mir Sorgen. Es ist mitten in der Nacht. Der Fahrer fährt nun umher und klingelt an einem großen Tor um dort einen angeblich Bekannten nach dem Weg zu fragen. So fragt er sich durch und wir kommen wahrhaftig zu unserem Ziel.

Björn verhandelt nun mit dem Fahrer, dass er uns am nächsten Morgen (dieser war ja nun schon angebrochen) wieder abholen und morgens um 6.00 Uhr zum Inlandsflughafen bringen soll. Ob das klappt? Und wirklich wieder mit diesem Schrottauto? Naja, ging ja schließlich schon einmal gut. Außerdem gibt es hier ja auch noch eine andere Zeitrechnung. Die tansanische Zeit startet um 6:00 (Sonnenaufgang) mit 01:00 Uhr. Hier mussten wir aufpassen, dass wir uns nicht missverstehen.

Drinnen im Gebäude empfängt uns eine lustlose Afrikanerin in Flipflops und bringt uns halbschlafend in unsere Zimmer. Obwohl der größte Teil der Nacht schon vorbei ist,  fallen  wir dankbar in unsere Betten, welche von großen Moskitonetzen überspannt sind.

Tag 2

Am nächsten Tag stellen wir dann fest, dass im Dunkeln kalt duschen nun auf unserem Tagesplan steht. Im Bad geht kein Licht und Warmwasser gibt es auch nicht. Nun ja, besser als gar keine Dusche. Anschließend gehen wir ein wenig vor die Tür und erkunden das Gelände. Es gibt hier sogar ein Computerterminal, an dem man für wenig Geld ins Internet konnte. Hier schreib ich dann erst einmal meinen Lieben zu Hause eine Mail und informiere sie, dass wir gut angekommen sind.

Als Björn dann auch wach ist, beschließen wir einen Ausflug in die Stadt zu machen. Wir rufen Iris, unsere bekannte Ärztin in Mbesa, an und lassen uns von ihr eine Adresse sagen, von wo aus wir uns die Stadt anschauen können und ordern wieder einen Taxifahrer. Nach einigem Verhandeln, welches nun immer Björn übernahm, werden wir uns auch über den Preis einig. Wenn wir uns auch etwas schwer tun mit den verschiedenen gültigen Währungen (Tansanische Schilling und US-Dollar), kann man durch ein Missverständnis diesbezüglich auch mal den Preis drücken.

Die Fahrt verläuft ziemlich eintönig an Fabrikanlagen und flachen Häusern hinter Mauern entlang. Die Fußwege sind nicht wie in Deutschland gepflastert sondern der blanke feine rötliche Sand, welcher auch ganz schön staubte. Welch ein Matsch wird das wohl in der Regenzeit sein?

Im Zentrum angekommen, gibt es erst mal nicht viel zu sehen. Das Zentrum war durch ein paar Hochhäuser gekennzeichnet und vielen Menschen. Das Meer sehen wir auch. Hier suchen wir uns erst einmal eine Bank und holen uns Geld. Dann gehen wir auf ein naheliegendes eingezäuntes Gelände, auf welchem ein Hotel und eine Kirche stehen. In diese flüchten wir, um uns zu sammeln und zu überlegen, was wir nun machen wollen. Leider werden wir gleich nachdem wir uns gesetzt hatten auch schon wieder aufgefordert die Kirche zu verlassen. Ich hätte es wissen müssen, denn schließlich waren wir mit unseren kurzen Hosen und T-Shirts auch nicht angemessen gekleidet. Also beschließen wir ein wenig den Weg am Meer entlangzulaufen. Dort will ich einige Bilder schießen und gehe ziemlich nahe an einen Zaun, welcher den Fußweg von Bäumen und den dahinterliegenden Strand trennt, als Maja mich plötzlich ruft. Beinahe wäre ich direkt in ein Spinnennetz gelaufen, in welchem eine Radnetzspinne von beträchtlicher Größe hängt. Da hätten mich aber die Leute springen sehen. Daraufhin schaue ich mir die Bäume dann genauer an und bemerke, dass sehr viele dieser Spinnen in deren Ästen ihre Netze gesponnen hatten. Als wir weitergehen spricht uns ein junger  Typ an und will sich mit uns unterhalten. Ich versuche ihn geflissentlich zu ignorieren, um ihn wieder loszuwerden, aber Björn lässt sich dann doch in ein Gespräch verwickeln und heuert ihn aufgrund seiner sehr guten Englischkenntnisse kurzerhand als Führer an. Es erweist sich auch als eine gute Idee, denn er zeigt uns den Busbahnhof der Dala Dalas und den Fischmarkt, welcher wirklich sehenswert ist. Auf dem Weg dorthin gibt es Stände an denen Zuckerrohr, Apfelsinen und immer wieder Schuhe verkauft werden. Ohne Führer hätten wir uns niemals dort entlang getraut. Man sieht dort auch keine Touristen. Auf dem Fischmarkt umfängt uns gleich ein unglaublicher Gestank und über den betonierten Fußboden laufen undefinierbare Flüssigkeiten. Unser Führer erklärt uns, dass der eine Teil des Fischmarktes den Männern vorbehalten ist und dort der Fisch meistbietend versteigert wird. Am Strand dann sehen wir die Fischerboote und Frauen, welche mit ihren Kindern im Sand sitzen und nach Muscheln graben.

Auf dem Rückweg beschließen wir dann noch etwas zu essen. Am Strand finden wir dann eine offene Küche, in der einige Speisen zubereitet werden und wo man sich zwischen Wellblechhütten am Strand auf Plastestühlen  und Tischen etwas bestellen kann. Wir beschließen das Abenteuer zu wagen und dieses „Bistro“ auszuprobieren. Auch hier wirkt die Bedienung sehr lustlos und ich glaube wir hätten ohne Führer wohl kein Essen bei ihr bestellen können.

Abgesehen von den schmutzigen Tischen und einem drogensüchtigen Junkie, welcher uns immer mal belästigt, schmeckt es sehr gut. Als es dann aber an das Bezahlen geht, gibt es eine große Überraschung. Der Preis war immens. Da hätten wir auch in einem guten deutschen Restaurant essen können. Wahrscheinlich hätten wir auch hier wieder handeln müssen, aber Björn schätzt die Situation als nicht so besonders sicher ein, was sie wohl auch nicht unbedingt war, so dass er lieber bezahlt, als hier Ärger zu provozieren. Unser Guide besorgt uns dann auch noch eine teure Telefonkarte, welche sich auch nach vielen hin und her und Besuchen von diversen Telefonständen nicht aktivieren lässt. Der Typ hat an diesem Tag bestimmt das Geschäft seines Lebens gemacht oder zumindest eines davon. Beim Abschied versucht er dann auch noch mit Björn zu verhandeln, dass er ja auch noch Maja kaufen könnte. Nun reicht es uns und wir erwarten sehnsüchtig unser Taxi.

Den Abend lassen wir dann in der Mission gemütlich mit Chips und Hühnchen (wie mittags) ausklingen und bezahlen hier nur einen Bruchteil dessen wie am Mittag. Überhaupt scheint das hier das Standardessen zu sein.

 

Tag 3

Morgens um 6.00 Uhr kommt unser Taxifahrer sehr pünktlich, was mich schon einigermaßen erstaunt. Auch am nationalen Airport müssen wir wieder durch eine Gepäckkontrolle. Anfangs sind wir etwas orientierungslos und fragen nach unseren Flieger, aber schon gleich darauf erhalten wir unsere Tickets und unser ganzes Gepäck wird einbehalten, was uns wieder leicht verunsichert.

Als wir unsere Tickets holen wollen gibt es Probleme, denn die Angestellten sind der Meinung, wir müssten den Flug noch bezahlen. In einer zähen Diskussion versuchen wir ihnen zu erklären, dass wir bereits über PayPal bezahlt hatten. Aber anscheinend hat noch niemand davon gehört. Wir,besser Björn, bleibt stur. Und ich bin dankbar, ihn an meiner Seite zu haben.  Wiederwillig werden uns dann aber irgendwann die Papiere ausgehändigt und ich befürchte die ganze Zeit, dass sie es sich noch einmal anders überlegen würden. Wir setzen uns nun in das dortige Bistro, in welchem wir zu deutschen Preisen etwas essen und uns von einem Piloten am Nachbartisch mit Zigarettenduft einnebeln ließen. Björn meint, dass dieser mit Wellplaste überdachte Innenhof, welcher mit künstlichen Blumen dekoriert war einen „idyllischen Flair“ ausstrahlte. Naja!

Maja nervt mich dann noch so lange, bis sie sich an einem Verkaufsschalter eine Packung Pringels für etwa 3 Euro kaufen darf.

Dann ruft man nochmals nach uns und mein Herz rutscht gleich in die Hose. Aber gemeinsam mit noch einer weiteren Passagierin wurden wir zum Flugzeug geführt und besteigen den kleinen MAF Flieger. Die andere Passagierin ist Conni. Sie lebte schon viele Jahre in Afrika und wohnte auch eine Zeitlang in Mbesa. Zurzeit lebt und arbeitet sie gerade in Äthiopien. Leider ist es sehr laut im Flugzeug, so dass wir eine Unterhaltung mit ihr schon bald aufgeben. Es ist ein sehr ruhiger Flug bei blauem Himmel über den Wolken.

Unser Pilot informiert uns dann, dass wir im Mate Mangu zwischenlanden würden um noch weitere Passagiere an Bord zu nehmen. Der „Flugplatz“ überrascht uns dann doch, denn er besteht nur aus einer roten sandigen Piste und einem Bretterverschlag. Das war das Flughafengebäude!

Anschließend fliegt der Pilot nur noch mit einer geringeren Höhe weiter, in welcher aber dann doch etliche leichte Turbulenzen Majas und meinen Magen sehr strapazieren. Maja muss dann auch beim Aufsetzen auf der Landebahn gleich mal die Brechtüte benutzen und drückt sie mir dann zum Entsorgen in die Hand. Leider gibt es weit und breit keinerlei Mülleimer und so werde ich von halb Mbesa mit der Brechtüte in der Hand empfangen, welche ich dann auch wirklich erst bei Iris zu Hause entsorgen konnte.

Viele Leute stellen sich uns am Flughafen vor (Ich immer noch mit Brechtüte.) aber Iris war noch nicht zu sehen, aber wir hören, dass sie schon mit dem Krankenhausjeep unterwegs sei um uns abzuholen.

Im Jeep rumpeln wir nun durch Mbesa und bringen unser Gepäck zu Iris. Wir sind anschließend gleich zum Kaffee bei Elli (Nachbarin) eingeladen und lernen auch sie kennen. Anschließend geht es dann gleich los ins Krankenhaus zu einem Kaiserschnitt. Danach geht es zur Visite und zur Ambulanz. Das alles geschieht in einem mörderischen Tempo, so dass ich all die Eindrücke noch gar nicht verarbeiten kann. Zum Mittagessen (mein Magen knurrt schon mächtig) gibt es dann bei Iris gebratenen Reis. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es dann gleich zu einem Rundgang durch das Dorf. Iris hat sich am Nachmittag extra freigenommen. Im Dorf kaufen wir dann leckeren Kuchen (200 TSH), welche die Frauen dort am Straßenrand in heißem Öl backen und an einem Kiosk kaufen wir uns dann noch eine Cola für 1000 TSH was etwa 40 Cent entspricht. Die Hauptstraße an welcher Mbesa liegt war die Straße nach Tunduru und besteht nur aus rötlichem Sand. Links und rechts sind jeweils etwas tiefere Gräben in welchen wohl das Regenwasser ablaufen soll. Viele Motorräder brausen diese Straße in einem gefährlichen Tempo entlang, egal ob berghoch oder runter, so dass wir uns gut vorstellen können, dass durch den weichen Sand bestimmt auch viele Unfälle passieren. Iris bestätigt dann auch unsere Vermutung und später sehen wir es dann auch mit eigenen Augen. Aber glücklicherweise ist nichts Schlimmes passiert. Der Fahrer steht wieder auf und weiter geht’s. 

Ich nutzte gleich mal die Möglichkeit und erstehe eine schöne Tischdecke als Souvenir.

Abends lassen wir dann den Tag noch gemeinsam langsam ausklingen und verabschieden uns dann auch bald in unsere Betten. Iris hatte extra für Maja und mich ein schönes Zimmer hergerichtet und Björn schlief im Zimmer davor. Über allen Betten hängen große viereckige Moskitonetze, welche wir Abend rings um uns in die Matratze feststecken mussten. In unserem Zimmer wohnt auch noch ein Gecko, welcher sich über dem Waschbecken platzierte.

In dem Waschbecken wasche ich mir abends noch einmal die Füße, die durch den überall vorhandenen roten Staub ordentlich schmutzig waren.

 

Tag 4

Seit 4.00 Uhr schlafe ich nicht mehr gut, da Maja sich in unserem französischen Bett im Schlaf hin und her wälzt. Also stehe ich um 7.00 Uhr auf und schreibe erst einmal ein paar Sätze in mein „Tagebuch“. In Ermangelung an Papier benutzte ich hierfür meine Computerausdrucke von diversen Buchungsbestätigungen und meine Versicherungspolice.

Es ist dörflich ruhig draußen. Kühe muhen, Hähne krähen, Grillen zirpen und Tauben gurren. Man hört alles ganz deutlich, denn die Fenster haben hier nur lamallenartige Scheiben, welche auch nicht ganz dicht verschlossen werden können, davor befinden sich Moskitonetze und engmaschiger Maschendraht. Dadurch kommt auch nicht übermäßig viel Licht herein. Die Fußböden bestehen aus glattem Beton, welcher mit einigen nachgebesserten Rissen durchzogen ist, aber angenehm kühl und glatt an den Füssen ist.

Es ist aber wider Erwarten recht frisch und ich entscheide mich für eine lange Hose. Das habe ich in Afrika eigentlich nicht erwartet.

Ich gehe noch einmal meine gestern auf Suaheli gelernten Wörter durch.

Karibu- Willkommen

Habari /Habarini – Wie geht es dir/euch?

Salama- gute Nacht

Gemeinsam mit Iris frühstücke ich dann. Es gibt in der Pfanne geröstetes Weißbrot und dazu selbstgemachte Erdnussbutter. Ich liebe Erdnussbutter!

Da Maja und Björn noch schlafen, gehen Iris und ich gemeinsam los ins Krankenhaus und machen dann gemeinsam mit der deutschen Hebamme Jannika bei den Frauen Visite.

Danach bleibe ich bei Sandra der Kinderärztin. Das ist dann doch eher mein Metier. Sandra wohnt schon für einige Jahre mit ihren drei Kindern und ihrem Mann in Mbesa. Ihr Mann arbeitet auch als Arzt hier.

Um 11.Uhr hole ich dann Maja und Björn ab, der etwas sauer ist, dass ich ihn nicht laut genug geweckt habe. Gerufen hatte ich ihn morgens zwar, aber da er sich nicht rührte und wir auch nichts verabredet hatten, ließ ich ihn schlafen.

Ab jetzt stellt er sich einen Wecker! Leider immer eine halbe Stunde bevor wir aufstehen müssen, damit er munter wird. Ich bin es leider immer gleich und somit habe ich morgens jetzt immer sehr viel Zeit.

Maja verbringt nun ihre Tage bei Jessica, dem deutschen Kindermädchen für die Einwandererkinder und erkundet zusammen mit ihnen Afrika.

Iris zeigt uns jetzt das Krankenhaus und führt uns herum.

In der Wäscherei staune ich. Da drehen sich riesige Trommeln motorbetrieben über einem offenen Lagerfeuer und gleich daneben wird sie aufgehangen. Und ich hatte mich schon gewundert, warum die Bettwäsche hier so würzig nach Rauch riecht.

Zum Mittagessen können wir heute zwischen Reis und Nudeln wählen. Danach halten wir eine kurze Siesta, denn dann sind wir schon wieder bei Elli zum Kaffee eingeladen.

Maja und ich bleiben dort aber nur kurz, denn wir hatten uns vorgenommen, heute das Waisenhaus zu besuchen.  Dort werden Waisenkinder bis drei Jahre betreut und Iris schlägt uns vor mit ein paar Kindern ein wenig spazieren zu gehen. Als Dolmetscher begleitet uns Shoku, ein sechsjähriger Waisenjunge und Patenkind von Iris. Er spricht zwar kein Deutsch, aber kann uns ganz gut verstehen. Im Waisenhaus erklären wir den Frauen dort mit seiner Hilfe und Händen und Füßen, dass wir uns ein paar Kinder zum spazieren gehen „ausborgen“ wollen. Das machen viele ausländische Besucher und ist für die Kinder oft die einzige Gelegenheit, die Welt außerhalb ihrer Mauern zu erleben.

Die Frauen zeigen uns die drei Größten und wollen sie uns mitgeben. Es scheint, als ob es auch die einzigen sind, die schon laufen können. Obwohl viele der Kinder, die wir dort sehen schon älter als 1 Jahr sind, krabbeln alle noch. Es hilft ihnen auch niemand beim Laufen lernen. 

Ein kleiner Knirps, welcher gerade mal so stehen kann, hängt sich an mein Bein. Die meisten Kinder sind überhaupt nicht scheu, sondern kommen neugierig auf uns zu und suchen sogleich Körperkontakt. Iris hatte mir einen dort typischen Kanga mitgegeben, mit dem die Kinder auf den Rücken gebunden werden. Ich versuche den Frauen mit Händen und Füßen mitzuteilen, dass ich den kleinen Jungen an meinem Hosenbein im Tragetuch mitnehmen möchte. Sie nicken freundlich. Aber ich stehe jetzt vor dem Problem, wie ich ihn ohne Hilfe auf meinen Rücken bekomme. Es sieht so einfach aus, aber ich bekomme es nicht hin, sodass ich die Frauen um Hilfe bitten muss. Sie lachen etwas und helfen mir aber dann. Ich denke, es war für sie etwas merkwürdig zu sehen, das eine Frau so etwas Selbstverständliches nicht hinbekam. Die anderen drei Kinder schauen uns nun erwartungsvoll an und greifen nach unseren Händen. Nur das eine Mädchen wirkt etwas schüchtern.

Es kommt im Gegensatz zu den Jungs, wovon einer selig vor sich hinlächelt und der andere keinerlei Gesichtsmimik zeigt, nur sehr zögerlich mit. Nachdem wir das Tor durchquerten blieb sie dann ganz stehen und wir wussten nicht, was sie will. In der Annahme, dass sie sich nicht mit traut, bringe ich sie dann zurück, aber ich höre sie dann doch bitterlich weinen, als wir mit den anderen nun endlich losmarschieren. Wir wollten ein bisschen ins Dorf gehen. Da die Kinder nur barfuß laufen, hatten wir Schuhe mitgebracht, da auf dem Weg auch viele Dornen lagen. Weit kommen wir dann aber trotzdem nicht, denn die Beiden laufen sehr langsam. Alle Leute schauen uns sehr neugierig hinterher und so laufen wir unter Beobachtung bis zur Hauptstraße nach Tunduru. Der eine Junge lächelt weiterhin die ganze Zeit selig und der andere schien völlig teilnahmslos. Dieser wirkt auch irgendwie krank. Er hatte einen stark aufgetriebenen Bauch, welcher wohl ein Hinweis auf Wurmbefall ist, wie wir später erfahren.

Dann müssen wir kehrt machen, denn die Kinder müssen pünktlich zum Abendbrot zurück, denn sonst laufen sie Gefahr nichts mehr zu bekommen. Als wir den Hof des Waisenhauses betreten, welcher von Mauern und Gebäuden eingeschlossen ist, sitzt dort Jessica, die Kurzzeitlerin. (So werden alle genannt, welche nur 1-2 Jahre in Mbesa bleiben) im Kreise vieler Kinder und so bleiben wir noch ein Weilchen da und erzählen bis die Kinder zum Essen gerufen werden. Die Erzieher hatten in einem der Räume den Tisch gedeckt und nun krabbeln, robben und laufen alle Kinder auf diese Tür zu. Es war erstaunlich, keins der Kinder musste geholt werden, alle folgten dem Ruf und wurden von den Erziehern nur auf die Stühle gesetzt. Shouku macht uns dann auf ein „Wandelndes Blatt“ aufmerksam, welches er dann aber leider tötet.

Wir verlassen dann das Waisenhaus und gehen zurück zu Iris. Dort essen wir dann zu Abend und Iris fährt dann im Dunkeln mit uns noch einmal mit dem Jeep ins Dorf zu Shoukus Verwandten. Dort will sie fragen, ob Shouko wieder bei ihr schlafen darf.

Tag 5

Auch diese Nacht war wieder sehr kurz, denn Maja weckt mich um 5.00 und jagt unter unserem Moskitonetz nach Moskitos, welche sich aber bei Licht betrachtet alle außerhalb befanden, so dass sie beruhigt weiterschlafen kann. Mich weckt dann aber um 6.00 Uhr der Muezzin, der die Moslems zum Gebet ruft. Ich versuche dann wieder einzuschlafen und als dies nicht gelingt, stehe dann um 7.30 schließlich auf.

Heute gehen Iris und Björn morgens nach dem Frühstück allein ins Krankenhaus. Ich bleibe mit Maja und Shouko zu Hause und mache den Abwasch. Da klingelt es an der Tür und Matthias steht davor. Matthias ist ein etwa 9-jähriger einsamer Junge, der sich immer eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank bei Iris holt. Er sagt nicht viel und verschwindet auch gleich wieder. Später gehen wir zum Erntedankgottesdienst in die Kirche. Iris und Björn verspäten sich etwas. Es singt ein Kinderchor. Dort treffen wir auch Conni wieder. Wenn die Gemeinde singt, wird dabei auch immer wieder „geträllert“. Conni macht da mit Begeisterung mit und kann es auch sehr gut. Nach 2 Stunden dann ist Ende und zum Abschluss werden die Erntedankgaben versteigert. Iris meint, wir sollten uns doch eine Ente ersteigern. Ihr Hausangestellter würde sie dann kochen. Ich ersteigere dann noch ein Glas selbst gemachter Marmelade einer Frucht, welche ich nicht kenne und die sehr eigenartig und etwas säuerlich schmeckt. Zusammen mit der gefesselten Ente im Arm gehen wir wieder nach Hause. Hier setzen wir sie erst einmal in den Garten und Maja versucht ihr etwas zu trinken zu geben. Die Nacht wird sie dann unter einer Zinkwanne verbringen, damit kein Tier sie holt und morgen früh dann wohl auf unserem Tisch enden. Björn und Iris gehen dann noch einmal ins Krankenhaus und ich bereite das Mittag vor. Es gibt wieder aufgetauten Reis, welcher mit Cashewnüssen angebraten wird. Dazu gibt es gekochte Bohnen, welche der Hausangestellte schon vorgekocht hat. Nach dem Mittag gehe ich dann auch mit ins Krankenhaus. Wir machen dann Visite und Iris entscheidet bei einer Frau noch einen Kaiserschnitt zu machen. Da nun aber Sonntag ist, müsste sie nun mit dem Jeep losfahren und ihr OP Team zusammenholen. Sie bittet uns, mit ihr gemeinsam den Kaiserschnitt durzuführen. Björn assistiert und ich mache die unsterile Schwester. Björn bittet mich noch seinen Fotoapparat zu halten. Er meinte damit, ich solle Fotos machen. Leider war ich so fasziniert und konzentriert, dass ich seine Aufforderung nur wörtlich nahm, den Apparat einsteckte und in keinem Moment ans fotografieren dachte. Das Baby, welches wir hier zur Welt brachten war ein sogenanntes Sternenguckerbaby. Es lag also mit dem Gesicht nach oben im Geburtskanal und dadurch wäre eine normale Geburt riskant gewesen. Als alles vorbei war, war Björn dann etwas sauer, dass er nun kein Foto von sich als Operateur hatte und auch ich bedauerte nicht daran gedacht zu haben.

Jetzt geht es wieder in die Ambulanz. Dort macht Iris bei einem Kind einen Ultraschall und vermutet Leukämie. So etwas kann man hier kaum behandeln. Es ist traurig hier nicht helfen zu können. Anschließend gehts zur Kindersprechstunde. Da liegt auf einer Liege ein 5-ähriges Mädchen. Die Schwestern geben ihm eine Infusion, aber das Kind reagiert schon nicht mehr und stirbt während wir noch unsere Sprechstunde halten. Es schockt mich sehr, aber es ist nur ein Sterbebegleiten und Trauern möglich. Als invasivste Maßnahme hier eine Infusion! In Deutschland startet ein komplettes Intensivprogramm. Das einfache Annehmen eines solchen Todes ist dort nicht möglich. Hier kann man nicht helfen und ist gezwungen dem Tod mit leeren Händen gegenüberzutreten. Ich brauchte eine Weile, das zu akzeptieren, aber ich konnte dann auch damit umgehen. Dies hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Aber dieses erste Kind ging mir sehr nahe und ich versuchte es einfach auszublenden und zu vergessen, denn ein solcher Umgang mit dem Tod war mir neu.

Iris machte dann mit mir noch bei zwei Babys eine Lumbalpunktion. Eines bekam anschließend Krämpfe und auch das andere Kind hatte deutliche Hirndruckzeichen aber auch hier sind einem die Hände gebunden.

Zum Abendessen sind wir bei Elli eingeladen. Hier lernen wir Kicki kennen. Auch Kicki ist ein Waisenkind wie Shouko und Ellies Ziehkind. Er ist ein sehr süßes freundliches Kind und Maja spielt mit ihm.

 

Tag 6

Björns Wecker klingelt 7.30 Uhr und ich stehe auf. Björn und Maja schlafen weiter. Ich gehe mit Iris ins Krankenhaus.

Ein kleines Baby ist dann bei der Visite schon fast tot im Arm der Mutter mit scheinbaren Hirnbluten. Ich bin mir nicht sicher, ob es das gleiche Kind war, bei dem wir gestern die Lumbalpunktion durchgeführt hatten. Zwischendurch gehe ich in den Kreißsaal zu Jannika. Ich hoffe, dass ich bei einer Geburt dabei sein kann. Dort liegt unter der Wärmelampe ein ganz kleines winziges blasses Baby in den letzten Zügen. Es ist viel zu früh in der 24 Woche geboren worden. Nachdem es einschlief informierte Jannika dann die Großmutter, welche es dann der Mutter mitteilte, welche untröstlich war und laut anfing zu weinen.

Man möchte hier immer gerne helfen, aber man ist nur Beobachter.

Leider findet keine weitere Geburt statt, so dass ich wieder zu Iris in die  Ambulanz gehe und ihr bei den Eintragungen auf den Shetis (Krankenblätter) helfe.

Dort wird uns wieder ein Kind mit Verdacht auf Hirnhautentzündung vorgestellt und wir machen wieder eine Lumbalpunktion. Dabei spritzt mir der Liquor mit großem Druck über die Hose, und ich beschließe nach Hause zu gehen und mich umzuziehen. Iris wurde gerade noch ein Kind (ca. 8 Jahre) gezeigt, welches sehr krumme Beine hatte. Dieses Mädchen hatte sich wohl mal die Beine gebrochen, welche dann nicht schön zusammengewachsen waren und durch den Wachstum nun noch weitere Fehlstellungen des Körpers nach sich zogen. Das Mädchen hatte einen langen täglichen Weg zur Schule und konnte diesen fast nicht mehr bewältigen. Iris überlegte das Kind einem Spezialisten in der Hauptstadt vorzustellen. Ich schlug vor meinen Fotoapparat zu holen und gleich Fotos zu machen, damit sich der Spezialist im Vorfeld ein Bild machen konnte.

In der Ambulanz kam ein Motorrad an. Quer auf dem Gepäckträger war ein geflochtener Korb geschnallt. Darin liegt eine Frau, welche wir mit dem Rollstuhl dann in Empfang nehmen. So finden hier unter anderen Krankentransporte statt!

Dann endlich, der Magen knurrt schon mächtig geht’s wieder zu Iris zum Mittag essen. Heute gibt es unsere Ente, welche der Hausangestellte von Iris zubereitet und geschlachtet hat. Er hat auch morgens das Haus geputzt und das für umgerechnet 2,50 Euro. (Den will ich auch!)

Jetzt komme ich auch dazu heiß zu duschen. Welch Luxus! Leider ist das nur möglich, wenn die Sonne scheint. Es gibt zwar eine Solaranlage auf dem Dach, leider erfüllt sie lediglich die Funktion einer schwarzen Tonne, denn die Isolation ist so mangelhaft, dass das Wasser sich bei Sonnenuntergang umgehend auch abkühlt. So müssen wir uns morgens etwas Wasser auf dem Herd warm machen und uns damit waschen.

Iris hat sich heute den Nachmittag freigenommen und möchte mit uns zum Mbesafluss spazieren. Ich laufe kurz zuvor ins Waisenhaus und hole Hakiki und den kleinen Zwerg Osmani, den ich schon einmal im Tragetuch zum Spazieren hatte. Leider erschien er mir heute sehr apathisch und krank. Er hustete und hatte Fieber und fing dann später auch noch an zu jammern und Iris meinte, er hätte höchstwahrscheinlich Malaria. Er tut mir sehr leid, denn er fühlte sich sichtlich nicht wohl und ich hätte in besser zu Haus gelassen.

Iris legt ein strammes Tempo vor und so spazieren wir an herbstlichen Feldern und riesigen Termitenhügeln vorbei. Iris zeigt uns die mächtigen Mangobäume, welche nur alle zwei Jahre Früchte trugen und die Teakholzplantage der Mission. Wir müssen dann noch über eine provisorische Brücke aus Holzstämmen balancieren, welches besonders schwierig ist, da Shouko ein Fahrrad dabei hat. Aber der Graben, welchen wir da überqueren mussten war ausgetrocknet und Iris erzählt uns dazu eine dramatische Geschichte von einem Kind, welches dort in der Regenzeit hineingefallen war aber gerettet werden konnte. Am Mbesafluss erwartet uns ein stilles Flüsschen, in welchem kaum Wasser floss. Iris warnte uns ins Wasser zu gehen, da dieses mit gefährlichen Parasiten verseucht ist und so machten wir uns auf den Rückweg. Ich bringe Osmani wieder zurück und Iris gibt Bescheid, dass wir ihn uns morgen noch einmal holen werden und im Krankenhaus auf Malaria testen wollen. Den Abend lassen wir dann ausklingen mit Geschichten von Speikobras, Löwen, Leoparden und Vogelspinnen. Bloß gut, dass ich die nicht vorher kannte.

 

Tag 7

Am frühen Morgen weckt mich der Muezzin. Da Björn etwas länger braucht, mache ich mich nach dem Frühstück alleine auf um im Office unsere Flugtickets vom MAF Flieger zu bezahlen. Gestern war Jan, welcher dort in der Verwaltung arbeitet, schon weg. Mit ihm verabrede ich mich dann auch für den nächsten Abend, da er uns behilflich sein wollte unsere Flüge nach Sansibar zu buchen.

Anschließend hole ich dann Osmani aus dem Waisenhaus ab und bringe ihn ins Krankenhaus. Da ich ihn nicht wieder zurückbringen und keine Zeit im Krankenhaus versäumen will, bitte ich Maja, ihn zurückzubringen. 

Gleich darauf werden wir dann auch in die Kindersprechstunde zu einem sterbenden Kind gerufen.

Wir versuchen es noch etwas halbherzig zu reanimieren, aber es hatte keine Chance. Zudem litt es unter dem Down Syndrom und hatte keine schöne Zukunft hier vor sich.

Kurz darauf wieder Aufregung: Ein Notfall! Ein Mann ist mit einer korpulenten Frau, welche ins Krankenhaus wollte auf dem Weg dorthin mit dem Motorrad gestürzt. Er hatte sich dem Muskel des Unterschenkels aufgerissen und die Frau den Arm ausgekugelt oder gebrochen.

Leider ist unklar, ob die Frau schwanger ist, denn nach schwieriger Kommunikation erfahren wir, dass sie ins Krankenhaus wollte, weil sie dies vermutete. Jannika beschließt einen Ultraschall zu machen, aber sie kann auch eine Frühschwangerschaft nicht ausschließen, also bitten wir die Frau Urin abzugeben. Aber die Frau versteht einfach nicht, was wir wollen, obwohl Jannika es ihr auf Suaheli mitteilt. Also legen wir kurzerhand einen Katheter und können endlich eine Schwangerschaft ausschließen und die Frau röntgen.

Jannika erzählte dann noch, dass im Kreißsaal eine Geburt von Zwillingen ansteht und wir verabreden, dass sie mich dazu holen würde, notfalls auch nachts.

Als ich dann zum Mittagessen nach Hause komme, finde ich eine betrübte Maja vor. Sie erzählt, dass ihr auf dem Rückweg vom Krankenhaus zwei Hütejungen mit einer Kuhherde begegneten, welche auf sie zu liefen und ihr das Tragetuch und eine Mullwindel aus den Händen rissen und damit fortliefen. Sie wusste nicht wie sie in dieser Situation reagieren sollte und ließ die Kinder laufen. Nun machte sie sich aber Gedanken, weil das Tuch für Iris wirklich nicht leicht zu ersetzen war, denn so etwas konnte man nur in Daressalam kaufen. Iris erkundigte sich nach den Kindern, aber auch sie machte sich nicht große Hoffnungen, dass sie die Sachen wiederbekommen würde.

Nach dem Mittagsschlaf machen wir einen Spaziergang mit Iris ins Dorf um einzukaufen. Iris zeigt uns dann auch die Schule der Mission. Sie macht einen guten Eindruck. An einer Wasserpumpe neben dem Schulgebäude sind viele Kinder versammelt, welche Wasser holen. Sie sind sehr fröhlich und lassen sich gern von uns  fotografieren.

In der Markthalle (eine Wellblechhütte) erstehen wir dann Kartoffeln, Tomaten und Björn dann auch Zigaretten. In einer anderen kleinen Hütte kaufe ich mir dann einen hübschen Stoff. Es wird schon etwas dunkel und viele kleine Kinder hatten sich in unserem Schlepptau angesammelt und wollen immer wieder auf den Arm genommen werden. Auf dem Rückweg treffen wir dann die Tante von Shouko, welcher wir versprechen das Schulgeld für ihren Sohn zu bezahlen, so dass er gemeinsam mit Shouko auf die Missionsschule gehen kann. Er hätte sonst auf die Dorfschule gemusst, in der 100 Kinder zusammen in einer Klasse unterrichtet werden. Sie freut sich sehr darüber.

Nach dem Abendbrot spielen wir alle gemeinsam mit Elli Wijokapre, welches dann Majas Lieblingsspiel wurde und sie ständig nervte, weil sie einen Spielpartner benötigte.

Um 21.30 Uhr fallen wir dann sehr müde ins Bett.

Tag 8

Morgens gehe ich wieder früh ins Krankenhaus. Björn ist später wieder sauer, weil ich ihn nicht geweckt habe. Aber ich dachte, er stellt sich den Wecker und wollte länger schlafen. Es war an diesem Morgen nicht viel los im Krankenhaus. Die Zwillinge sind leider ohne Jannika und mich auf die Welt gekommen und es ging ihnen gut. Heute war große Teerunde im Krankenhaus und alle treffen sich nach einer Andacht zum Tee im Garten.

Mittags sind wir wieder bei Elli eingeladen und ich koche das Mittag zum Teil schon bei Iris und wir bringen dann alles zu ihr rüber.

Am Nachmittag ist Visite im Kinderheim, wo sich Iris einen Eindruck über die Gesundheit der dortigen Kinder verschafft und sich einige dann zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus bestellt. Eins der Kinder wurde erst am vorherigen Tag ins Waisenhaus gebracht. Es war etwa 9 Monate alt und sah wohlgenährt aus, aber war absolut teilnahmslos. Iris vermutete eine Mangelernährung, welche wohl auch solche Symptome auslösen konnte.

Wir bleiben dann noch eine Weile und spielen etwas mit den Kindern und unterhalten uns. Zum Abschied bekommen die Kinder noch einen Lolli und freuen sich sehr.

Danach gehen wir ins Office und holen Jan ab. Er soll uns dabei helfen  die Flüge nach Sansibar zu buchen.

Dies gestaltet sich als überaus langwierige Sache, da zwischendrin die Internetverbindung immer wieder abbricht.

Iris muss in der Dämmerung Shouko wieder zu seiner Familie bringen, da er am nächsten Tag dann ja in den Kindergarten muss. Ich möchte sie dabei gerne begleiten, denn ich will unbedingt noch ein Foto von Sheba (Shoukus Cousin), für welchen wir dann das Schulgeld bezahlen würden.

Im Dorf dann fällt Iris ein, dass sie die Kindergartenuniform vergessen hat und noch einmal zurück muss. Sie fragt aber erst einmal nach, wo denn Sheba wäre. Keiner weiß es, denn er war mit anderen Kindern zum Spielen gegangen. Die Oma geht los um ihn zu suchen und ich soll auf dem Hof der Hütte warten. Dazu wird mir ein weißer Plastikstuhl auf die Mitte des Hofes gestellt auf dem ich Platz nehmen sollte. Hier saß ich nun auf dem Präsentierteller und schaute mich um. Am Kochfeuer sitzen zwei alte Männer und stochern in der Glut. Niemand sagt etwas. Wir hätten uns ja auch nicht verstanden. Es dauert eine ganze Weile und niemand kommt zurück.  Dann schauen zwei Mädchen neugierig durch das Hoftor und beobachten mich. Erleichtert etwas zu tun zu bekommen stehe ich auf und fotografiere die beiden. Das macht nun doch den einen der Männer aufmerksam und er kommt auf einem Stock gestützt humpelnd zu mir und bat mich mit Zeichensprache mir die Bilder zu zeigen. Er freut sich und will nun, dass ich ihn auch fotografiere. Er versucht sich dann etwas mit mir zu unterhalten, aber das war sehr schwierig und erleichtert gehe ich zu Shouko, als er dann endlich seinen Kopf durchs Tor steckt. Aber von Sheba ist noch immer nichts zu sehen. Dann endlich, es war schon dunkel geworden, kommt endlich die Oma mit dem Kind zurück und ich bekomme endlich das Foto. Da Iris aber noch immer nicht in Sicht ist, beschließe ich zu Fuß zurück zu gehen. Die Oma bietet mir an mich zu begleiten und ich bin sehr dankbar dafür. Im Dunkeln hier ist es mir nicht mehr ganz wohl. Als wir dann fast die Missionswohnhäuser erreichen, kam dann endlich Iris angefahren. Sie hatte jemanden getroffen und noch erzählt.

Wieder zurück, empfängt mich Björn bitterböse, lief doch das Internet inzwischen schon lange wieder und er benötigte meine Bankverbindung, denn seine wollte er aus Sicherheitsgründen nicht angeben. Ich hatte dagegen nicht so große Bedenken. Leider geht es jetzt wieder nicht und ich gehe total erschöpft zu Bett. Björn will aber noch nicht aufgeben und hatte dann später auch Erfolg. Die Flüge waren per PayPal bezahlt!

 

Tag 9

Auch an diesem Morgen ist nicht so viel los auf der Kinder- und Frauenstation und nach einem ruhigen Vormittag gehts dann wieder zum Mittagessen nach Hause. Heute gibt es mal keinen Reis sondern der Angestellte hatte uns Kartoffelpuffer mit Kohlrabisoße gekocht. Leider hätte es ruhig etwas mehr sein können, denn es war sehr lecker und wir essen alles auf.

Danach war erst einmal Wäsche waschen angesagt. Iris bot uns an, dass ihr Angestellter die Wäsche auch mitwaschen würde und ein paar Sachen überließ ich ihm. Aber die meisten Sachen will ich doch lieber allein waschen und so plantschen Maja, Björn und ich ein wenig auf dem Hof mit unserer Wäsche und bemühen anschließend eine alte Schleuder, welche Iris besitzt. Das weckt Kindheitserinnerungen. Draußen findet Maja dann eine kleine Spinne, welche wie eine Babyvogelspinne aussieht und es vielleicht auch war. Björn will sie sich dann auch ansehen und da sprang die Spinne plötzlich! Björn und Maja, welche sie gerade angeschaut hatten –auch!

Dann sind wir zum Kaffee und Kuchen bei Sandra eingeladen. Sie besitzt hier auch ein Motorrad, mit dem sie Ihre Wege erledigte und nimmt Maja auch einmal mit. Sie zeigt uns ihren Garten und fachsimpelt mit Björn über die Gartenarbeit. Sie hatten für die Kinder ein großes Seil an ihrem Mangobaum hängen und ich versuche es zu erklimmen. Das ging früher einmal leichter…. Sandra teilt sich ihr Haus und Hof mit Mann, drei Kinder und Hühnern, Katzen und einer Handvoll junger Hunde  nebst Mutter. Maja war in ihrem Element. Leider mochte ich nicht so intensiv mit den Hunden kuscheln, denn sie waren voller Flöhe.

Während wir auf der Terrasse sitzen, fangen plötzlich die Hühner im Stahl an zu zetern und Carsten, Sandras Mann, schickt seine dreijährige Josephine  zum Nachsehen, ob vielleicht wieder ein Waran, wie schon einmal, im Hühnerstall ist. Ich bin leicht schockiert. Diese waranartigen Tiere erzählte man mir, wären nicht ganz so groß, aber durchaus nicht ganz ungefährlich aber würden auch gut schmecken!?

Zum Abendbrot war dann Helga, die Schulleiterin eingeladen. Sie scheint eine resolute Frau zu sein.

Dann gehen wir zum Hauskreis wieder zu Sandra und Carsten. Dort singen wir miteinander und sprechen über Gott.

Tag 10

An unserem letzten Tag stehen wir gemütlich um 7.45 Uhr auf. Beim Frühstück dann kommt der Anruf, dass unser Flieger doch schon 40 min eher kommt. Jetzt bricht Hektik aus. Bloß gut, das wir schon gepackt haben. Dann beim Abwasch hören wir schon die Flugzeugmotoren, welche im Dorf das wöchentliche Ereignis ankündigen und lassen alles stehen und liegen, denn schon hält der Jeep vor unserer Tür. Auf der Landebahn dann sind wieder viele Menschen zusammengekommen, da es das Highlight der Woche ist. Wir verabschieden uns von allen und machen noch die letzten Fotos und dann geht es im Flugzeug erst die Landebahn rauf und dann mit Tempo abwärts. Ein letzter Blick auf Mbesa von oben und weiter geht’s. Maja und ich haben diesmal vorsorglich Globuli gegen Übelkeit eingenommen und uns wurde auch nicht schlecht, obwohl wir schon einige leichte Turbulenzen auszuhalten hatten. Wir landen wieder auf dem nationalen Flughafen und müssen hier nun 3 1/2 Stunden warten.

Dann endlich werden wir aufgerufen und gehen mit anderen Gästen durch die Kontrolle. Hier gibt es wieder Diskussionen. Unser Gepäck wäre zu schwer und wir müssten einen Aufpreis zahlen. Björns Sturkopf ist Gold wert, er weigert sich zu zahlen und so können wir plötzlich problemlos einchecken.

Irgendwann geht es auf die Landebahn zu unserem Flieger. Wir sitzen direkt hinter dem Piloten und haben einen interessanten Blick auf die Fluginstrumente, welche uns aber nicht viel sagen.

Als wir dann in Sansibar landen, müssen wir erst einmal wieder so etwas wie ein Einreiseformular ausfüllen und gehen dann zum Taxistand. Dort müssen wir dann wirklich lange mit den Fahrern verhandeln und erst als wir erklären einen Bekannten anzurufen, der uns abholen würde, war ein Fahrer bereit uns für den halben des anfangs vorgeschlagenen Preis zu fahren. Dies entsprach dem auf einer Tafel angeschlagenen Einwohner (Resident)- Preis (25 Dollar). Wir waren stolz auf uns. Leider macht der Fahrer im Laufe der Zeit einen drogensüchtigen Eindruck auf uns.

Wir sind dann wirklich auch eine ganze Stunde unterwegs. So weit hätten wir es nicht geschätzt. Auf der Uhr des Taxifahrers war die tansanische Zeit eingestellt. Hier beginnt der Tag um 6.00Uhr mit 1.00 Uhr. Da muss man ein wenig aufpassen, wenn man Termine macht.

Als wir ankommen wurde es gerade dunkel. Aber es war sehr schön und die Blumen in der Anlage blühen schön. Auch unser Häuschen, in welches wir gebracht werden, war damit geschmückt. Als erstes wollten Maja und ich uns den Strand ansehen und laufen die wenigen 100 Meter unter Palmen den Weg zum Strand hinunter. Plötzlich huscht etwas Kleines vor meinen Füßen weg und im Licht unserer Handys konnte ich dann sehen, dass es kleine weiße Krabben waren. Es ist gerade Ebbe und die Krabben bevölkern den nassen Strand.

Anschließend gehen wir zum Essen. Hier konnten wir jeden Abend zwischen Karte und Buffet auswählen. Es war ist lecker und für umgerechnet 10 Euro auch bezahlbar. Danach findet dann eine kleine Massai Show statt, welche die hier als Wächter angestellten Massai vorführen und anschließend wird von ihnen Schmuck verkauft.

Dort fällt mir zum ersten Mal auf, dass alle Massai hier die gleichen weißen femininen Gummisandalen trugen. Anfangs dachte ich, es wären nur die Angestellten hier, aber auch später noch in Daressalam sah ich welche.

Ich freue mich dann auf eine schöne Dusche, aber wieder Enttäuschung. Es flossen nur etwa 3 Strahlen kaltes Wasser aus dem Duschkopf.

Tag 11

Morgens empfängt uns Sansibar erst einmal mit einem kräftigen Regenguss, welcher aber schon wieder nachlässt, als wir zum Frühstück gehen. Gegessen wurde im Restaurant, welches traditionell mit Blättern überdacht war und zu zwei Seiten hin offen war. Man konnte auch davor an Tischen im weißen Sand essen.

Hier gibt es wieder ein reichhaltiges Buffet mit Pfannkuchen, Rührei, Weißbrot und viel Obst.

Björn beschwert sich mal wieder über meine Weckmethoden. Ich wäre zu sanft!

 Da wir noch etwas früh waren, spazieren Maja und ich erst einmal wieder an den Strand. Das Wasser war wieder weg und vor uns lag eine große Fläche weißen, welligen Sandes auf welchem einige Einwohner unterwegs waren.

Als wir zurück zum Zimmer kommen, empfängt uns Björn mit der Nachricht, dass wir das Zimmer wechseln müssten. Er hatte unser Türschloss reklamiert, welche sich tatsächlich nicht schließen, sondern nur abschließen ließ. Aber auch die nächste Hütte gefällt uns sehr. Es waren in einer Hütte immer zwei Zimmer untergebracht, mit einem eigenen Eingang und einer kleinen Terrasse davor. Die Betten waren zum Teil aus roh behauenen Baumstämmen gefertigt und wirkten sehr rustikal. Ansonsten befinden sich für die Sachen noch 2 offene Regale und ein Tisch mit Stuhl in dem Raum. Schränke gibt es nicht, wohl aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit. Unsere Sachen waren auch so immer leicht klamm und würden in einem Schrank wohl schnell stockig werden. In unserem neuen Zimmer war sogar der Boden gefliest, aber dafür gab es hier kein Nachtlicht.

Dann geht es wieder an den Strand. Es ist sehr windig. Wir sichern uns erst einmal eine mit Stricken bespannte Holzliege, welche noch alle vier Beine hatte. Und lagen nun hier den ganzen Tag in der Sonne. Zwischendurch springen wir dann immer wieder mal ins Wasser. Auf dem Weg zum Mittagessen werden wir von einigen Afrikanern aufgehalten, welche uns zu verstehen geben, dass wir sofort stehen bleiben sollen. Nach kurzer Verwunderung dann die Erklärung. Auf eine der Palmen war ein Mann geklettert, welcher nun die Kokosnüsse abschlug und zur Erden fallen ließ. Ab jetzt schaute Björn öfter besorgt in die Palmen, welche voll von Nüssen hingen und war besorgt, dass wir von einer erschlagen werden könnten.

Auf dem Weg zum Strand finden wir dann eine tote Spinne. Es war wieder eine Radnetzspinne, mit der wir ja schon in Daressalam Bekanntschaft geschlossen hatten. Jedes Mal, wenn ich barfuß diesen Weg entlangging, befürchtete ich nun auf diese Spinne zu treten, bis ich mir dann endlich ein Herz nahm und sie vom Weg entfernte. Sie war wirklich nicht klein.

Durch den Wind am Morgen wurden zahlreiche kleine bläuliche Quallen (Jellyfische) angespült. Sie waren sehr eigenartig, trieben sie doch mittels einer kleinen luftgefüllten Blase vorwiegend an der Oberfläche. Später dann zu Hause erfuhr ich, dass es sich wohl um die giftigen portugiesischen Galeeren handelte, allerdings sehr kleine Exemplare Gut, dass wir es nicht wussten, denn ich hätte Maja und mir sonst wohl das Baden verboten.

Maja wird dann auch von einer an der Schulter berührt. Sie klagte über ein sehr schmerzhaftes Brennen, aber außer einer kleinen Rötung war nichts zu sehen. Aber sie hat heute noch eine kleine Narbe davon.

Am Nachmittag machen wir einen kleinen Strandspaziergang. Es ist ziemlich windig und es sind viele Kiter auf dem Wasser. Maja nervt mich, denn sie möchte es auch gerne einmal probieren. Aber ich habe viel zu viel Angst, das da etwas passiert und es ist auch zu teuer.

 Am Strand sieht man deutliche Überschwemmungszeichen, die Strandbars wurden zum Teil mit Sandsäcken abgestützt und Bäume sind entwurzelt. Da Vollmond war, gab es wohl eine Springflut.

Björn findet, der Strand sehe aus wie die Ostsee, nur mit Plamen! Ich weiß nicht, ein paar mehr Unterschiede kann ich da schon entdecken. Er ist absolut traumhaft.

Heute hab ich auch einen leichten Sonnenbrand bekommen. Bisher hatte ich meine Sonnencreme allerdings auch noch nicht benutzt.

Am Strand kommen immer mal wieder Massai auf uns zu, wollen Schmuck verkaufen oder uns Ausflüge anbieten. Im Hotel wird uns Captain Suleiman empfohlen und so verabreden wir uns für morgen mit ihm zum Schnorcheln.

Langsam bekommen wir Hunger und wollen zum Abendbrot. Leider ist es noch nicht soweit. Es ist Ramadan und es gibt erst nach Sonnenuntergang etwas zu essen. Das nenn ich mal, sich an die ländlichen Gebräuche anpassen. Dann um 19.00 Uhr endlich geht’s los. Der Bauch knurrt schon gewaltig, denn Mittag hatten wir auch nur eine Kleinigkeit gegessen. Zwischen den Tischen springen immer mal wieder Katzen herum. Der Kellner ist ständig dabei diese mit einer Wasserpistole zu verscheuchen.

Ich bin heute sehr müde und gehe dann mit Maja langsam ins Bett. Björn will noch ein Bier trinken gehen.

Die Massai mit ihren freilaufenden Hunden passen auf uns auf.

 

Tag 12

Um 7.00 Uhr klingelt unser Wecker. Dieser Urlaub ist wirklich nichts für Langschläfer.

Heute Nacht ist wohl neben unserem Bungalow eine Kokosnuss heruntergefallen. Björn und Maja haben es wohl gehört. Ich nicht, ich hab geschlafen und sie hat uns ja auch nicht getroffen, also was solls…

 Frühstück essen wir dann am Strand. Aber immer wieder kommen Bienen, welche uns etwas stören. Danach machen wir uns fertig für die Schnorcheltour. Heute wird jeder Zentimeter eingecremt und noch ein altes T-Shirt übergezogen. Von Suleiman erhalten wir unsere Ausrüstung und es geht los zu einem traditionellen Boot, einer Dhau. Dieses Boot sieht aus wie ein Einbaum und hat einen Ausleger sowie ein Segel. Allerding stakte unser Captain durch das durch die Ebbe noch flache Wasser zu unserem Schnorchelort. Mit von der Partie war noch eine junge Frau aus Holland. Inge war schon mehrmals in Afrika und erzählt uns, dass sie im vorherigen Jahr auch auf Sansibar war und eine der Überlebenden der damals gesunkenen Fähre war. Wir können uns leider nur in Englisch verständigen, so dass wir uns diese Geschichte für später bei mehr Ruhe aufheben. Beim Schnorcheln im flachen Wasser (wir können fast überall noch geradeso stehen), sahen wir riesige rote Seesterne und meterlange merkwürdige Würmer. Einen Seestern holte ich an die Luft zum fotografieren. Mit dem Wurm habe ich mich das aber nicht getraut. Sie waren so etwa 1-1,5 m lang. Später erfuhr ich, dass es sich wohl um Seegurken handelte. Die hatte ich in Kroatien aber anders in Erinnerung.

Als es nicht viel neues mehr zu entdecken gibt und wir genug haben, geht es zurück in die Bungalowanlage. Jetzt wurde das Segel gehisst und wir waren schnell wieder zurück. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand und Maja bleibt stundenlang im Wasser. Heute sind auch ein paar Wellen. Am Abend machen wir uns wieder zu einem Strandspaziergang auf. Ich möchte mal wirklich weit laufen, aber Björn und Maja haben keine so rechte Lust und kehren eher um, so dass ich noch ein ganzes Stück alleine gehe. Zwischendurch sammeln wir immer wieder Muscheln. Dass wir die nicht mitnehmen dürfen, versuchen wir zu vergessen. Sind doch wunderschöne Exemplare mit dabei. Später erfahren wir, dass es sich dabei zum Teil um die sehr giftigen Kegelschnecken handelte. Glücklicherweise waren bei unseren Exemplaren alle schon ausgezogen.

Hier grüßen uns alle nur mit Jambo. Wenn man dann korrekt mit „Poa“ antwortet, wird man gleich gefragt, ob man Suhaheli spricht. Ein paar der leichten Wörter haben wir schon gelernt, aber zum Sprechen reicht es nicht.

Pole-Tut mir leid

Pole Pole-Langsam

Habari (Gani)-Guten Tag/Wie geht’s?à mzuri oder salama – Danke gut!

Habarini (wenn man mehrere grüßt)

Asahnte (sana)-Danke (sehr)

Karibu- Willkommen

Nach dem Abendbrot geht Maja schlafen. Wir setzen uns noch mit Inge ein wenig zusammen und lassen uns ihre Geschichte erzählen. Es ist sehr beeindruckend, was sie uns hier so offen erzählt. Sie hatte sehr viel Glück gehabt im Gegensatz zu den vielen Frauen und Kinder, welche mit an Bord waren und alle ertranken.

Als wir dann endlich zurück zum Bungalow kommen, treffen wir Maja in einem etwas aufgeregten Zustand an. Sie machte sich Sorgen, weil wir so spät kamen.

Tag 13

Um 7.30 Uhr bin ich ausgeschlafen und stehe alleine auf. Ich gehe kurz an den Strand hinunter und als ich zurückkomme, ist auch Björn schon aufgestanden.

Für heute ist eine Gewürztour geplant. Als wir beim Frühstück sitzen schaut sich Björn die übrigen Gäste an und mutmaßt, wer zu der heutigen Tour noch mitkommt.

Als wir zum Treffpunkt kommen, bewahrheitet sich seine Voraussage. Ein deutsches Pärchen ist mit von der Partie.

Ich merke, dass ich leider einen steifen Hals bekomme und habe etwas Angst, dass es schlimmer wird. Die Autofahrten hier sind immer sehr zugig, da aufgrund der Wärme und fehlender Klimaanlage mit offenem Fenster gefahren wird.

Die Fahrt zur Gewürzplantage ist für Maja eine Tortur. Ihr ist sehr schlecht.

Hier werden uns die verschiedenen Gewürzpflanzen gezeigt. Wir sehen Kardamon, Kurkuma, Muskat, Zimt, Nelken und andere Pflanzen. Es ist wirklich interessant. Wir haben hier auch die Gelegenheit Litschis vom Baum zu essen. Sie schmecken sehr lecker.

Der Guide malt Maja und mir dann mit rotem Curry die Lippen rot. Um uns eine der traditionellen Anwendungen zu demonstrieren. Ich persönlich finde das nicht so schick und krame nach einem Feuchttuch um es wieder abzuwischen, natürlich kann ich es nicht finden und Björn muss aushelfen. Maja tut es mir gleich. Außerdem erhalten wir aus Blättern geflochtenen Schmuck und kleine Blättertütchen um Gewürzproben mitzunehmen. 

Anschließend fahren wir nach Stowntown, der Hauptstadt Sansibars zum Sightseeing. Kurz bevor wir ankommen, bitten wir unseren Fahrer bei einer Bank zu halten, damit wir noch Geld abheben können. Die Banken sind hier schwerbewacht und sogar unser Auto wird mit Spiegeln überprüft, damit wir ja keine Bombe dabeihaben. Leider ist der Automat außer Betrieb. Hakuna matata!

Der nächste Automat dann gibt Geld, ist aber beschränkt auf 100 Euro. Ich hebe also zweimal Geld ab, dann gibt’s nichts mehr. Björn merkt, dass seine Visakarte ziemlich sinnlos ist, wenn man den Pin nicht weiß. Also helfe ich ihm jetzt aus, wo er doch zuvor meine mangelnden Vorräte an Dollar immer kompensieren musste.

Am Fleischmarkt in Stowntown erwartet uns schon der nächste Guide. Es ist ein kleiner Mann, welcher mit Sicherheit Moslem war und einen typischen Fes auf dem Kopf trug.

Er legt ein ganz schönes Tempo vor und jagt uns als erstes durch den Fleischmarkt, in dem ein ganz schönes Gedränge herrscht und uns manch unappetitlichen Blick beschert (von den Gerüchen ganz zu schweigen). Das interessanteste war wohl ein ganzer Ziegenkopf, der hier angeboten wurde. Danach führt er uns über den Markt, auf welchem fast an jedem Stand Gewürze angeboten werden. Dann geht es durch sehr enge Gässchen, welche man mit mehr Körperfülle meiden sollte, da sonst der ständige Gegenverkehr nicht mehr durchpasst. Maja schaut wohl etwas ängstlich, so dass der Guide uns mehrfach versichert, dass der Weg sicher ist. Dann kommen wir noch über den Geflügelmarkt. Hier wird das  Federvieh eindeutig frisch, weil noch lebendig, verkauft.

Dann zeigt er uns die hier typischen indische und arabische Architektur, sowie die massiven reich verzierten Holztüren. Es ist sehr warm, und Björn spürt schon deutliche Dehydrierungszeichen. Als er dies erwähnt, fängt auch Maja an zu jammern. Aber wir haben ein Problem. Es ist Ramadan und Essen und Trinken in der Öffentlichkeit nicht erwünscht. Also heißt es noch durchhalten. Als wir dann aber trotzdem das Bedürfnis nach einer Toilette verspüren, führt uns der Guide in ein sehr vornehmes Hotel, in dem wir dann auch die sehr saubere Toilette benutzen dürfen. Auch füllen wir hier unsere Körper wieder unauffällig mit Flüssigkeit auf.

Unser Guide instruiert uns dann, dass wir beim Verlassen des Hotels uns artig bei den Wachleuten  mit Santesana bedanken sollten, was wir natürlich auch tun.

Dann kommen wir noch an ein paar Soveniershops vorbei und da es unsere erste und auch letzte Gelegenheit ist, suchen wir natürlich für uns und unsere Lieben auch ein paar Sachen aus. Ich kaufe mir noch einen Schal für meinen Hals und war sehr dankbar, dass ich ihn bei den Autofahrten mit allen geöffneten Fenstern tragen konnte. Wir kommen dabei auch an einen Stand, an dem wir die typischen Kangas und genähte Schlabberhosen kaufen konnten. Maja wird hier von unserem Guide mit Hilfe der Verkäuferin in die traditionellen Tücher gehüllt und erhält einen Eindruck, wie man sich als moslemische Frau fühlt.

Am Schluss kommen wir noch an einem Palast und dem Haus der Wunder vorbei, welches aber aufgrund der Einsturzgefährdung nicht betreten werden durfte. Das war wirklich schade, dass hier alles verfiel. Es bleibt noch ein kurzer Blick von der Strandpromenade und dann kommt auch schon wieder unser Fahrer und holt uns ab. Hier im Auto stillen wir endlich unseren Durst.

Auf der Fahrt nach Hause erfahren wir von unseren Mitreisenden, dass es in der Ferienanlage sehr wohl möglich ist, heiß zu duschen. Welch eine Überraschung. Wir hatten es schon als afrikatypisch hingenommen, hier nur kaltes Wasser vorzufinden. Immerhin hatten wir wenigstens Wasser!

Also haben wir dies gleich bei unserer Ankunft in der Rezeption reklamiert und uns wurde versprochen, dass sich umgehend jemand darum kümmert.

Am Abend sitzen wir beisammen und machen Kassensturz. Ich krieg nichts mehr ausgerechnet und bin ganz schön fertig. Mein Hals tut immer noch weh, innen und außen. Ich beschließe heute früh schlafen zu gehen. Leider ist das Wasser immer noch kalt. Hakunamatata!

Björn sitzt abends dann noch mit Inge, zwei Schweden und einer Chinesin zusammen.

Tag 14

Da ich Tags zuvor früh schlafen gegangen bin, wache ich um 7.00 Uhr auf. Mir geht es wieder besser und ich gehe erst einmal wieder zur Rezeption und melde erneut, unser fehlendes warmes Wasser. Dann trinke ich im Restaurant einen Kaffee und genieße die Ruhe. Ich beschließe eine Runde am Strand zu joggen und gehe mich umziehen. Maja und Björn schlafen immer noch.

Am Strand jogge ich eine halbe Stunde barfuß. Es ist herrlich. Warum habe ich das nicht schon viel eher gemacht?

Als ich zurückkomme, ist Björn gerade im Bad und ich warte bis ich duschen kann – natürlich kalt!

Heute wollen wir in den Mangrovenwald und Affen beobachten.

Nach dem Frühstück warten wir auf unseren Taxifahrer. Da er ein schönes Auto hat und sehr nett ist, verabreden wir mit ihm, uns am letzten Tag wieder zum Flughafen zu bringen. Es beginnen wieder die üblichen Verhandlungen um den Fahrpreis. Aber unser Fahrer ist erstaunlich schnell mit dem von uns genannten Preis (50000 TSH) einverstanden. Haben wir zu viel vorgeschlagen?  Auf dem Hinweg hat es uns viel Kraft gekostet genau soviel heraus zu handeln. Da wollte der Fahrer anfangs 50 Dollar (100000 TSH).

Schon auf dem Weg zum Affenreservat laufen viele vor uns über die Straße. Dort angekommen, werden wir gemeinsam mit einem jungen deutschen Pärchen einem Guide zugeteilt, welcher uns hier durch den von vielen Affen bewohnten Wald führt. Außerdem bekommen wir noch ein nagerähnliches kleineres uns unbekanntes Tier vor die Linse. Dann geht es in den Mangrovenwald. Es ist sehr interessant. So zeigte uns der Guide auf welche Art und Weise sich diese vermehren und lässt  uns unsere eigenen Mangroven „pflanzen“.

Danach geht es mit dem Auto weiter zu einer Schmetterlingsfarm. Ich habe etwas Größeres erwartet, aber es war trotzdem sehr schön, denn die Schmetterlingspuppen sahen aus wie metallischer Schmuck. Die Brutkästen stehen in Schalen mit Öl, damit keine Ameisen die Puppen zerstören.

Wieder zurück im Hotel genieße ich erst einmal eine heiße Dusche. Endlich!

 Ich vermisse mein Strandkleid und vermute, es am Strand gestern liegengelassen zu haben. Ohne viel Hoffnung frage ich in der Rezeption nach und tatsächlich, es wurde abgegeben.

Am Horizont auf dem Meer sieht man bei Ebbe immer Wellen und ich nehme mir vor am nächsten Tag eine Wattwanderung zu dem Riff zu machen. Leider habe ich alleine etwas Angst und will noch jemanden mitnehmen. Vielleicht hat Inge ja Lust.

Maja hat entdeckt, dass an der Rezeption gutes Wlan ist und ist jetzt häufiger dort anzutreffen. Ich bitte sie ein paar Mal auch für mich etwas zu schreiben. Leider hat mein Handy kein Internet.

Beim Abendbrot erkundige ich mich bei dem Koch, welcher aus der Schweiz stammt, nach dem Riff und er erklärt, dass man durchaus dorthin wandern könne und es etwa ½ h Weg ist.

Am Abend gehen wir im Dunkeln mit Björn noch einmal an den Strand (Ebbe) spazieren. Björn hat eine gute Taschenlampe und in deren Schein huschen Unmengen Krabben in allen Größen vor uns davon.

Danach beschließen wir noch in der Strandbar etwas zu trinken. Dort treffen wir auf zwei deutsche Mädchen, welche gerade nach Mbesa unterwegs waren. Als sie uns ansprechen, ist Björn gerade in einem Telefonat mit seiner Freundin vertieft, was die Mädchen nicht bemerken und Björn zeigt dann sehr deutlich, dass er sich sehr gestört fühlt und zieht sich zurück. Maja und mir war diese Situation etwas peinlich. So langsam fangen wir an uns auf die Nerven zu gehen. Aber nichtsdestotrotz verabreden wir uns mit den Beiden für den nächsten Morgen zur Wattwanderung.

 

Tag 15

Morgens weckt mich das Hämmern von Arbeitern, also beschließe ich aufzustehen und gehe erst einmal wieder einen Kaffee trinken und danach 20 min joggen. Dann wecke ich Maja und wir gehen zum Frühstück. Wir sind für 7.30 Uhr mit Nelli und Laura verabredet. Wir wollen ja heute zum Riff, aber irgendwie war wieder Erwarten noch immer nicht Ebbe. Beim Frühstück treffen wir noch Inge und sie beschließt mitzukommen. Als wir dann endlich loswollen, kommt auch Björn zum Frühstück.

Die Ebbe ist noch nicht vollständig da, aber so haben wir mehr Zeit und im knöcheltiefen Wasser marschieren wir los. Laura hat zuerst die Nase voll. Das Leben im Watt ist ihr unheimlich. Auch Inge will kurz darauf umkehren, als eine kleine Krabbe vor ihr davonhuscht. Maja findet es sowieso langweilig und nutzt die Chance mit Inge gemeinsam zurückzugehen. Dafür kommt Björn hinter uns her. Aber leider barfuß und immer wieder müssen wir Seeigelfelder durchqueren, darum dreht auch er wieder um.

Jetzt beginnt es auch noch leicht zu regnen und Laura und ich kämpfen uns weiter. Das Wasser reicht uns mittlerweile bis zum Po, und durch den Regen sehen wir nicht mehr gut wohin wir treten. Zudem sind immer wieder Korallengesteinsbrocken im Weg und massiv viele Seeigel. Dann gerät Nelli ins Straucheln und tritt seitlich mit ihren Flipflops auf und schon hat sie einige Seeigelstacheln im Fuß. Wir ziehen sie heraus und wollen noch immer nicht aufgeben. Die Speerfischer vom Riff sind schon gut zu sehen. Dann stolpere auch ich und falle mit dem Knie gegen einen Felsen mit Seeigeln und habe auch erst einmal 6 blutende Stiche von den Stacheln, welche wir aber auch bei mir glücklicherweise problemlos entfernen können. Jetzt ziehen auch noch wirklich dunkle Wolken am Horizont auf und uns wird etwas mulmig, so dass wir nun doch beschließen umzukehren. Von wegen eine halbe Stunde Weg! Wir sind schon dreimal solange unterwegs.

Der Rückweg ist dann aber doch in einer halben Stunde geschafft. Nun ist die Ebbe auch auf dem niedrigsten Stand. Es wäre schlauer gewesen erst jetzt loszugehen. Der Himmel hat nun auch eine dunkelblaugraue Färbung angenommen, und ich bin froh jetzt nicht mehr draußen zu sein. Dann beginnt es auch stark zu regnen, aber wir sind sowieso schon klitschnass.

Im Zimmer zieh ich mich um und wir gehen nach dem Regen gemeinsam noch einmal ein bisschen am Strand spazieren. Maja findet dort eine Flaschenpost. Leider ist sie auf Arabisch und für uns nicht zu lesen. Danach machen wir uns ans Sachen packen, denn Bräune bekommen wir bei dem Wetter sowieso nicht mehr. Nach dem Mittag dann treffen wir uns mit Inge, zwei anderen Holländerinnen und Nelli und Laura. Da Inge sich hier schon auskennt, führt sie uns in das nahegelegene Dorf und wir bummeln dort durch viele kleine Shops und finden hier und da doch noch eine Kleinigkeit. Wir unterhalten uns viel und als wir an den Wohnhäusern vorbeikommen, erfahren wir von Nelli, welche gut Suaheli spricht, dass gerade eine Frau in einem der Häuser ihr Kind an die Tür geschickt hat, mit der Aufforderung uns um Geld anzubetteln. Das tun die Kinder hier ohnehin häufig. Sie rufen dann Pipi, welches Süßigkeiten heißt.

Außerdem bringt mir Nelli noch ein paar Wörter bei.

Tackatacka –Müll

Pole – Tut mir leid!

Pole Pole – langsam

Tschap tschap – schnell

Piki piki – Motorrad

Daladala – kleine landestypische Busse

Pili pili (hoho) – (sehr) scharf

Beim Abendbrot bestellten wir uns eine Lunchbox, da wir noch vor dem Frühstück los müssen. Ich bemerke, dass ich am Abend zuvor mein Handy in der Bar liegengelassen hatte. Nachfragen nützte nichts, es war verschwunden! Naja, es war nicht viel wert, aber meine Verbindung zur Außenwelt. Dann packen wir weiter unsere Sachen und beschließen doch einige der gefundenen Muscheln mitzunehmen. Also suchen wir aus unser Sammlung die Schönsten aus und verstauen sie, wie wir hoffen zollsicher.

Dann am Abend duschen –Kein warmes Wasser! Hakunamatata!

 

Tag 16

Um 4.30 Uhr klingelt Björns Wecker. Leider ist wieder kein warmes Wasser da. Der Wasserdruck lässt auch zu wünschen übrig, so dass nur eine Katzenwäsche drin ist. Im Restaurant holen wir uns aus dem Kühlschrank liebevoll zurechtgemachte Plastedosen, in welchen für uns das Frühstück war und trinken den extra für uns vorbereiten Kaffee. Es war noch völlig dunkel. Wir hätten nun gerne den Sonnenaufgang gesehen, aber dafür waren wir zu früh dran.

Der Taxifahrer kommt pünktlich und fährt für uns auf dem Weg zum Flughafen nochmals an einem Geldautomaten vorbei. Hier gibt es sogar mal etwas mehr Geld. Da uns noch etwas frisch so früh am Morgen war, bitte ich den Fahrer die Fenster zu schließen. Er machte dann auch gleich die Heizung an, wahrscheinlich froh diese auch einmal ausprobieren zu dürfen. Es wurde dann auch gleich fast zu warm und ich hatte Mühe während der einstündigen Fahrt nicht einzuschlafen.

Am Flughafen bekommen wir wieder Probleme, denn unsere PayPal Zahlung wurde wieder angezweifelt. Aber wir bleiben wieder stur und werden endlich durchgewunken. Der Flug verlief dank Globuli wieder ohne Übelkeit und so landen wir wieder in Dar. Hier bringt uns der Taxifahrer für 40 000TSH zu einer Missionsstation, bei der unsere Bustickets zum Mikumi Nationalpark hinterlegt sind. Das hatte Jan noch von Mbesa aus organisiert, denn es ist äußerst kompliziert, sich bei den vielen Busgesellschaften durchzufinden. Hier gibt es auch keinerlei Fahrpläne oder ähnliches. Da wir noch einige Stunden Zeit hatten und wenig Lust diese auf dem Busbahnhof zu verbringen, baten wir, uns hier solange ausruhen zu dürfen. Unser Taxifahrer bleibt auch vor der Tür in seinem Taxi, da er ja noch einmal an uns verdienen kann.

Die Fahrt zum Umbongo Busbahnhof dauert dann etwas. Wir stehen und krochen durch den hier üblichen Stau. Gehupt wurde reichlich und wer keine Hupe hatte, hatte Totalschaden.

Bei der Busstation empfängt uns ein Menschenchaos. Hier drängt sich alles durcheinander und ein Bus reiht sich an den anderen. Unser Taxifahrer verspricht uns zum richtigen Bus zu bringen. Alleine hätten wir den wohl nie gefunden. Später bemerken wir, dass auf unseren Tickets das Nummernschild stand. Gab es doch ein System?

Wir waren noch fast die ersten Gäste und suchen uns gleich unsere Plätze, welche auch für uns reserviert waren. Es gibt eine Zweier- und eine Dreierreihe. Wir quetschen uns in die Dreierreihe. Man saß sehr eng und wir waren froh nicht dicker zu sein. Der Bus füllt sich dann recht schnell. Immer wieder klopft jemand an unsere Scheiben und will uns etwas verkaufen. Da noch ein wenig Zeit bis zur Abfahrt ist, beschließen Maja und ich noch einmal zur Toilette zu gehen. Wir steigen noch einmal aus und blicken uns suchend um. Schon spricht mich ein hilfsbereiter Mann an und zeigt ungefragt auf die Toiletten („Choo“). Er ahnte wohl, was wir vorhatten. Bei den Toiletten muss man Eintritt zahlen. Wieviel war nicht zu erkennen. Aber ich hatte nicht vor zu fragen, weil man mir sowieso mehr abknöpfen würde, als angemessen wäre. Also nahm ich das einzige Hartgeldstück aus meiner Hosentasche, welches ich besaß, legte es auf den Tresen und zog Maja einfach mit hinein. Es muss wohl gereicht haben, denn es kam kein Protest. Die Toiletten waren sehr schmutzige Löcher im Fußboden. Die Türen (immerhin gab es welche) mussten zugehalten werden. Naja uns bleibt aber keine Wahl. Danach kommen unsere Feuchttücher erst einmal reichlich zum Einsatz.

Kaum sind wir wieder eingestiegen, fährt der Bus auch schon los. Anscheinend sind alle da, denn die geplante Abfahrzeit wäre eigentlich erst in einer halben Stunde gewesen.

Jetzt quält sich der Bus durch die verstopften Straßen. Aber der Größere gewinnt und wenn es auf dem Mittelstreifen oder dem sandigen Seitenstreifen frei war, nutzte der Busfahrer hier auch skrupellos seine Möglichkeiten. Es waren etwa drei Angestellte dabei. Der Busfahrer, der Schaffner und ein Helfer??? Während der Fahrt werden dann diverse Reparaturen durchgeführt und die Leute abkassiert. Die Fahrt durch Dar dauert sehr lange, denn die Stadt hat zwar kaum Hochhäuser aber erstreckt sich über eine riesige Fläche. Immer mal wieder hielt der Bus und nimmt weitere Fahrgäste mit auf. Dann auf der Landstraße geht es endlich vorwärts. Der Linksverkehr ist immer noch gewöhnungsbedürftig für mich.

Zwischen zwei Ortschaften steigt auch ein „Doktor“ dazu. Er preist lautstark fast eine halbe Stunde seine Medizin an, verkauft dann ein paar Sachen und steigt wieder aus – endlich!

Bei jedem Halt wird der Bus von Verkäuferhorden bedrängt und da jeder Busstopp nur wenige Minuten dauert, muss man sich schnell entscheiden und kann nicht gut handeln. So kam ich an einen recht teuren Holzlöffel.

Auf der Hälfte der Strecke macht der Bus in einer etwas größeren Stadt an einer Buswerkstadt halt und alle Leute strömen zu den Toiletten, dann geht es gleich wieder weiter. Wir fahren an Bergen, Savannen und riesigen Ananasplantagen vorbei. Endlich erscheint ein Schild: „Swiss Lodge 2 km after NP“  dies war unser neues Hotel. Als aber nach weiteren 5 km noch  immer nichts in Sicht kam, begann ich mir Sorgen zu machen. Dann ein Schild „Nationalpark“ und mir wurde klar, das „NP“ Nationalpark bedeutete und unsere Lodge erst danach zu erwarten war. Unser Sitznachbar bemerkt unsere Unsicherheit und beruhigt uns, danach nutzt er die Chance sich mit Björn weiter zu unterhalten und so entgehen Björn leider die ersten Tiere, welche wir nun sehen können.

Ganz nah am Straßenrand stehen die Giraffen, Gnus, Affen, Elefanten, Zebras, Antilopen und anderes Getier. Der Bus und zahlreiche LKWs fahren mit erstaunlicher Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Hin und wieder macht ein großes Schild darauf aufmerksam, wieviel Strafe man bei welch einem getöteten Tier bezahlen muss. Aber es macht auf die Fahrer anscheinend nicht viel Eindruck.

Nach ca. 6h Fahrt hält endlich unser Bus und wir können aussteigen. Wir finden uns nun am Straßenrand gegenüber einem Hotel wieder, von dem wir wussten, dass es in der Nähe unserer Lodge liegt, von der wir aber weit und breit nichts sehen. Also beschließe ich dort nach dem Weg zu fragen, aber ich erhalte nur Schulterzucken von den Angestellten, welche schon in Erwartung neuer Gäste auf uns zueilen. Aber entweder wollen sie uns nicht weiterhelfen oder wissen es wirklich nicht.

Etwas hilflos schlagen wir nun die andere Richtung ein, denn jede hätte falsch sein können. Da sehe ich ein paar Frauen, den Weg entlanggehen. Ich laufe schnell hin, grüße sie vorbildlich in Kisuaheli und frage dann mit Händen und Füßen nach unserer Lodge. Sie sind sehr freundlich und weisen uns die Richtung. Als wir dann nach 300 m endlich das Hinweisschild und dann den Eingang finden, sind wir erleichtert, denn unsere Rucksäcke sind sehr schwer. Diese werden uns dann auch gleich ganz diensteifrig abgenommen, wir werden gebeten Platz zu nehmen und uns werden Getränke angeboten. Ich hatte unsere Ankunft vom Bus aus noch einmal angekündigt. Leider war es im Bus sehr laut, so dass ich keine Antwort verstehen konnte, aber ich war nun doch erleichtert, dass man uns sichtlich erwartet hatte.

Dann werden uns unsere netten Zimmer gezeigt und wir genießen erst einmal eine heiße Dusche und machen uns fürs Abendbrot zurecht. Wir sind schon sehr erschöpft und gehen dann auch schnell zu Bett.

 

Tag 17

Heute heißt es wieder sehr früh aufstehen. Es ist noch fast dunkel und wir die einzigen am Buffet.

Dann kommt unser Auto samt Fahrer und Guide. Auf unserem Jeep sitzen wir oben auf Bänken, welche mit einem Geländer umgeben sind und haben ein Dach aus derben Stoff. Wir freuen uns, dass wir uns das Auto nicht mit weiteren Gästen teilen müssen und so geht es gleich los. Wir müssen noch einige Kilometer auf der Hauptstraße bis zum Eingang des Nationalparks fahren. Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen und so ist es recht frisch im Fahrtwind und ich friere sehr.

Am Nationalpark müssen wir uns dann ausweisen und ein Eintrittsgeld von 20 Dollar pro Person bezahlen. Maja schmuggele ich noch als Kind durch. Unser Guide Samuel spricht sehr schlechtes Englisch was er aber durch Geschwindigkeit und viele Wiederholungen wettmacht. Er spricht fast ununterbrochen wie ein Wasserfall. Wir fahren zuerst zu einem künstlich angelegten Wasserloch, welches die Ranger zu diesem Zweck hier anlegten, denn sonst würden die Tiere zu natürlichen weiter entfernten Wasserlöchern ziehen. Weit draußen sehen wir eine Elefantenherde vorbeiziehen. Unser Guide bittet uns um Geduld, wir würden jetzt warten, bis diese zum Trinken kämen. Einige andere Jeeps kommen und gehen, aber unser Guide verspricht uns, dass die Elefanten kommen. Davon ist leider noch nicht viel zu merken. Erst einmal treffen sie sich weit draußen noch mit einer anderen kleinen Herde. Auch die Zebras und Antilopen, welche in einiger Entfernung grasen, hatten keinen Durst. So vertreiben wir uns die Zeit mit dem Beobachten von Enten, was aber nur mäßig interessant war. Nach einer halben Stunde wurde Maja nun schon sehr ungeduldig, aber endlich schwenken die Elefanten in unsere Richtung um und kommen auf uns zu.

Wir zählen etwa 30 Tiere. Die Herde kommt sehr dicht an uns heran und geht gleich neben uns und auf der gegenüberliegenden Seite zum Trinken. Eins der Männchen möchte an uns vorbei, aber unser Fahrer legt gleich den Rückwärtsgang ein und fährt ein Stück zurück. Unser Guide erklärt uns, dass wir auf keinen Fall zwischen die Tiere geraten dürfen, denn Elefanten können sehr aggressiv werden und gehören zu den sogenannten „Big Five“. Also halten wir lieber respektvoll Abstand. Als die Herde ausgiebig getrunken hat und der eine oder andere auch noch ein Bad genommen hatte, zogen sich die Elefanten wieder zurück. Dann war die Wasserstelle scheinbar offiziell eröffnet, denn nun kommen auch alle anderen Tiere um zu trinken. Es scheint, als hätten alle auf die Elefanten gewartet. Am interessantesten war eine Giraffe, welche sich umständlich hinunter beugt. Giraffen brauchen laut unseren Führer nicht jeden Tag Wasser aufzunehmen, also war auch das ein besonderes Erlebnis. Am Schluss kommen dann noch die Affen.

Wir waren die einzigen Touristen, welche die Elefantenherde beim Trinken sahen und wir sind uns alle einig, dass sich die Warterei auf jeden Fall gelohnt hat.

Als nächstes fahren wir zum Hippopool. Hier dürfen wir aussteigen. Wir sind an einem Wasserloch in dem der Rücken und die Ohren einiger paar Flusspferde aus dem Wasser schauen. Es war nicht viel mehr zu sehen und unser Guide rattert mind. 4x hintereinander seine einstudierten Informationen zu den Flusspferden runter. Ein Stück weiter lagen am Ufer Krokodile, aber auch sie regen sich nicht. Es war nicht spannender als im Zoo, allerdings trennt uns hier nur ein einfaches Holzgeländer, welches die Tiere nicht abhalten konnte zu uns zu kommen, wenn sie denn wollten, was sie aber nicht taten.

In den Bäumen sind viele Nester von Vögeln, die sich kugelförmige Gebilde gebaut haben, welche an Ästen hängen.

Dann möchte uns der Guide Löwen zeigen und fährt mit uns ein ganzes Stück. Und wirklich, wir sehen zwei Löwen vor uns im Gras liegen. Der Fahrer ist sich mit dem Guide etwas uneinig, wie weit es gut wäre heranzufahren. Aber der Guide möchte ganz nah heran. Er fragt uns, ob wir Angst hätten. Aber wir fühlen uns relativ sicher. Nur die deutliche Angst des Fahrers zeigt uns, dass es vermutlich nicht ganz ungefährlich ist. Wir beschließen trotzdem noch ein Stück heranzufahren und der Guide ermahnt uns sich ganz ruhig zu verhalten. Nun wird mir doch ein wenig mulmig, sitzen wir doch sehr ungeschützt auf dem offenen Jeep.

Leise flüsternd erzählt uns der Guide etwas als sich einer der Löwen zu regen beginnt. Erst gähnt er und steht dann langsam auf um dann zu seinem Gefährten zu schlendern und auch ihn zu wecken. Dann kommen sie plötzlich auf uns zu und unser Fahrer versucht schnell rückwärts zu fahren, aber die Löwen lassen sich nicht stören und verschwinden wenige Meter vor uns im hohen Gras.

Zur Mittagspause bringt uns der Guide dann zu einer gehobenen Lodge am Haupteingang. Nur leider war es hier auch uns zu teuer und so teilen wir uns einen Snack und trinken eine Kleinigkeit während wir etwas entspannen.

Als es dann weitergeht fühlen wir uns dann schon etwas erschöpft. Die Anstrengung der vergangenen Tage macht sich nun doch bemerkbar. Wir treffen nun noch eine große Giraffenherde und eine Elefantenkuh mit ihrem kleinen Kalb. Sie lässt uns auch ganz nah heran und das Kalb trinkt dann auch vor unseren Augen und so können wir noch ein paar schöne Fotos schießen. Wir sehen dann noch unter anderem Warzenschweine, Gnus, Büffel und ein paar interessante Vögel. Nebenbei versuchen wir noch ein wenig Kisuaheli zu lernen, welches uns der Guide mit viel Begeisterung beibringt.

Balabala – Straße

Kacka – Bruder

Dada – Schwester

Baba – Vater

Bibi – Mutter

Simama – Stopp

Trende – Weiter

Als wir dann ausgelaugt unseren Guide nach dem Ende der Tour fragen, antwortet dieser, dass wir noch so lange fahren könnten wie wir wollten. Aber wir wollen nicht mehr! Und so fährt er mit uns zum Abschluss zu einem gewaltigen Affenbrotbaum, an dem scheinbar alle Touristen einmal anhalten um darauf herum zu klettern. So machen auch wir die obligatorischen Fotos und fahren dann bei untergehender Sonne zurück. Wir brauchen noch für den nächsten Tag unsere Bustickets um wieder nach Daressalam zurückzufahren. Unser Guide fährt mit uns also an der Lodge vorbei bis in den nächsten Ort zum Ticketschalter. Hier werden unsere Namen aufgenommen und die Plätze reserviert. Am nächsten Tag sollen wir uns an die Straße vor unserer Lodge stellen und der Bus würde um7.00 Uhr kommen.

Spontan beschließen wir noch einmal im Kurasinicenter, wo wir die erste Nacht verbrachten, uns für den nächsten Tag noch ein Zimmer zu mieten. Unser Flieger startete zwar nachts um 3 Uhr, aber wir waren doch einigermaßen erschöpft und ein Bett zum Ausruhen am morgigen Tag doch sehr verlockend.

 

 

Tag 18

Es heißt wieder früh aufstehen und wir sind wieder die ersten am Büfett. Heimlich zweigen wir noch eine Schnitte für unterwegs ab und eine der Angestellten begleitet uns zur Straße. Ich bin sehr erleichtert, als ich merke, dass sie mit uns gemeinsam auf den Bus wartet, denn ich frage mich, woran wir den Bus erkennen sollen und woher der Busfahrer weiß, dass wir mit ihm mitwollen. Denn es war nicht der einzige Bus der hier unterwegs ist. Zudem kommt er 20 min zu spät, aber es klappte dann alles gut und wir nehmen unsere Plätze ein. Leider sitzt hinter Maja und mir ein Mann, welcher wirklich ununterbrochen hustet und ich mache mir Sorgen über die Möglichkeit einer Ansteckung.

Unterwegs bedrängen uns wieder bei jedem Halt die fliegenden Händler und klopfen ständig an die Fenster und öffnen sie sogar von außen. Maja sitzt am Fenster und fühlt sich dadurch sehr verunsichert. Eine Toilettenpause findet dieses Mal nicht statt.

Als wir in Daressalam auf dem Umbongo Busbahnhof ankommen, verlassen wir nach etwa 6h erleichtert und etwas steif den Bus. Nun müssen wir wieder auf unseren Taxifahrer warten. Wir haben unseren letzten Taxifahrer (Nelson) wieder bestellt, denn wir waren sehr zufrieden mit ihm.

Er bringt uns wieder ins Kurasinicenter und wir gehen dann auch bald zu Bett um ein paar Stunden auszuschlafen. Mit Nelson hatten wir uns wieder für 1.00 Uhr Nachts verabredet.

Maja und ich stehen dann auch nachts wie verabredet bereit und Nelson kommt auch sehr pünktlich. Leider fehlt Björn und so gehen Maja und ich zu ihm und klopfen laut und lange an seine Tür. Er schläft noch, aber wird dann wach und ist dann entgegen seiner üblichen Art wirklich sehr schnell fertig und abfahrbereit. Auf dem Flug versuche ich immer mal zu schlafen, was mir leider nicht richtig gelingen will, auch bei unseren langen Zwischenstopp in Istanbul finden wir kein wirklich ruhiges Plätzchen, und so kommen wir wirklich sehr erschöpft in Nürnberg wieder an und werden von Björns Freund abgeholt. 

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